Katz` und Maus

Vergangenen Freitag hieß es für unsere Alten Herren: Auswärtsspiel in Bad Blankenburg. Da nach den räuberischen Vorfällen in der Vorwoche nur noch ein Bus zur Verfügung stand, musste Interimscoach Skudel die Reisplanung in die Lavendelstadt überdenken und seinen Kader auf nur 12 Spieler radikal reduzieren. Selbst Co-Trainer Henri wurde Opfer des Systems und musste das Spitzenspiel im Liveticker auf der heimischen Terrasse verfolgen. Trotzdem verzichtete Skudel nicht auf Qualität und lud kurzfristig Gastspieler Erik zum Probespiel ein.  Der kuschikte auch gleich und folgte der Einladung.

Die Anfahrt entwickelte sich zum Spiegelbild der aktuellen politischen Lage: Viel Ampel, wenig Bewegung, Klimaerwärmung und holprige Straßen machten der Truppe wenig Freude. Aber wer hat es Richtung Pößneck denn auch schon eilig? Busfahrer Opel zeigte bis dato Geduld und die Schiebetür entpuppte sich als prima Ersatz für die nicht funktionierende Klimaanlage.

Noch Anfang der Woche erreichte uns der Hinweis aus dem Blankenburger Lager, dass das Spiel auf dem Kunstrasen stattfinden würde. Und so trainierten die Alten Herren unter der Woche ihre Laufwege und Spielzüge ebenfalls auf dem Neustädter Hybridgeläuf. Der perfide Trick der Gastgeber wurde gleich nach Ankunft der Mannschaft am Sportschulgelände enttarnt, als dann hieß: „Wir spielen nun doch auf Rasenplatz 2“. Zum Glück hatte Torhüter Domsen auch sein Rasentrikot dabei und die Spieler die passenden Rasen-2-Stollen im Gepäck. Coach Skudel hatte wenig Qual mit der Wahl der Startelf und setzte zunächst Edeljoker Mike auf die nicht vorhandene Auswechselbank.

Bei 26 Grad Außentemperatur, bestem Fußballwetter und leichtem Cannabisduft sahen die 4 unbezahlten Groupies über weite Strecken ein ausgeglichenes Spiel. Bad Blankenburg zu Beginn mit mehr Routine ließ den Ball gut laufen und die Neustädter Hintermannschaft nur wenig anbrennen. Der zweite Gasspieler Maik Gustel 2 lief jeden Ball des Gegners ab und ließ den Stürmer (logischerweise) alt aussehen. Offensichtlich aber gefiel ihm dieses Katz` und Maus Spiel so gut, dass er den Ball stets und gleich wieder fair zurück spielte und so, ein für die Zuschauer wunderbar anzuschauender JoJo-Effekt entstand. Und so passierte bis zur ersten Trinkpause erst einmal nicht viel. Kurz vor der Halbzeit jedoch reichte den Gastgebern eine kurze Unaufmerksamkeit der Blau-Weißen zum 1:0. Ein überlegter Pass in den Rückraum und der Stürmer kann sich freistehend die Ecke aussuchen.

Die Halbzeitansprache von Ivo war kurz und fiel denkbar knapp aus. „Gutes Spiel aber wenig Abschlüsse. Dranbleiben Jungs!“ Für mehr Offensivpower wurde Mike Benzema eingewechselt und der zeigte sofort seine Klasse. Einen Hochgeschwindigkeitsangriff über die linke Bahn schloss er in gekonnter Mittelstürmerposition ab, konnte aber den Spielzug nicht vergolden.

Das Spiel wurde etwas umkämpfter und die Laufduelle schärfer. Und so passierte es, dass Nähmaschine Bessi nach einem Zweikampf zu Boden ging und ausführlich seinen imaginären Schmerz im Blankenburger Sportgelände kundtat. Dem verdutzten Abwehrspieler erklärte er was passiert sei. Für sein obligatorisches „Wir müssen Montag wieder auf Arbeit“ bekam er Applaus und für „Voll aufs Bein, Junge“ einen Freistoß in aussichtsreicher Position zugesprochen. Gustel wurde als Schütze auserkoren, was dem echten Mike jedoch daran erinnerte, dass er der beste Freistoßschütze ist. Wieder nahm sich der Edeltechniker den Ball und ließ die Beteiligten raunen als er denkbar knapp das Toreck verfehlte.

In der zweiten Trinkpause müssen die Gallier ihren Zaubertrank bekommen haben. Anders ist es nicht zu erklären, wie der Blankenburger Stürmer nach langem Ball im Laufduell gleich drei Verteidiger stehen lassen und mit der berühmten Pieke ins lange Eck einschieben kann. Der Torjubel war noch nicht verstummt und die Motivationsworte innerhalb der Neustädter Mannschaft hallten noch nach, als der gleiche Spieler nur eine Minute später den Deckel draufmachen kann und gekonnt zum 3:0 abschließt.

An dieser Stelle schreibt der Autor normalerweise etwas wie „Alles in allem eine faire Partie“, oder so ähnlich. Doch dann kam Opi, der auch an einem Freitagabend etwas Feuer in das längst verlorene Alte Herren Spiel bringen will. Nach wiederholtem Foul an ihm nimmt er den erheblich größeren Gegenspieler ins Visier und versucht ihn mit einer ausgeklügelten Huckepack-Technik zu Boden zu ringen. Der wirklich besonnene Schiedsrichter lässt es bei einer Ermahnung und versteht die verbale Ironie unserer Nummer 7 zum Glück nicht vollends.

Nach weiteren erfolglosen Angriffen über Opi - diesmal mit Ball und ohne Gegner - und Rosi pfeift der Schiri das Spiel nach nur 6,8 Lukes-Kilometern ab. Das Ergebnis, so waren sich alle Beteiligten einig, sicherlich zu hoch und ein Unentschieden wäre durchaus gerecht gewesen. Jedoch kann man sich davon nichts kaufen und so mussten die Blau-Weißen ihre Bratwurst nach dem Duschen selbst zahlen. Die auf 2 Grad herunter gekühlte Kiste Gerstensaft der Gastgeber schmeckte aber hervorragend und war obendrauf auch noch kostenlos.

Eigentlich wäre nun die unmittelbare Heimfahrt ins viel schönere Neustädter Sportlerheim geplant gewesen. Aber der Austausch des Bildmaterials vom obligatorischen Mannschaftsfoto entpuppte sich als äußerst langwierig. WhatsApp hatte der freundliche Blankenburger Fotograf leider nicht. Dafür aber Katzen, die er gern fotografiert und noch lieber die Bilder davon ausschweifend und mit viel Hingabe auf seinem Handy zeigt. Unser Major hatte aber zum Glück „ein i-Miehl Adress“ parat und konnte die Katzenfotos und Mannschaftsbilder dann doch noch an den oder das World Wide Websen übermitteln.      

Kommende Woche dann Fototermin mit Sonne im Neustädter Sportpark. Anschließend empfangen die Alten Herren die Gäste von Jenapharm. Bis dahin!

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